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Bei einer geschichtlichen Rückschau über unsere Heimat gehört die Betrachtung über die Christwerdung unserer Vorfahren zu den wichtigsten Darlegungen. Denn einmal liegt die Zeit noch nicht lange zurück, in der man das Problem der Christianisierung der Germanenstämme in unserer Heimat, vor allem der Sachsenstämme, mit billigen und geschichtlich unhaltbaren Schlagworten abtat, wie: „Das Christentum ist den Germanen artfremd!“ oder „Die Christwerdung der Sachsen ist eine Folge der Machtpolitik, besonders Karls des Großen!“ Dabei vergaß man aber, das die Franken ja auch Germanen waren.

Zum anderen sollen diese Geschichtsbeiträge keine Aneinanderreihung mehr oder weniger wichtiger Ereignisse aus dem staats – oder gemeindepolitischen Leben der Heimat sein, sondern sie sollen gerade unsere Herzen ansprechen. Dabei werden wir begreifen, wie das Christentum damals in den Seelen der germanischen Völker unserer Heimat, die ratlos vor dem neuen standen, aufnahmebereiten Boden fand, weil der Glaube an die Macht der alten Götter erschüttert war. Erst nach der Christwerdung konnten sie allesamt nicht nur die Bausteine, sondern auch die Baumeister des heiligen Reiches der Deutschen werden, das ein Jahrtausend überstand und in dessen Trümmern noch wir Schutz und Geborgenheit suchen und finden. Unserer Zeit fehlt leider die aus dem Herzen kommende Idee, die eint und vereint. Alle politischen Ideen sind nur unzulänglicher Ersatz, denn ihnen fehlt die Seele, das Herz, der religiöse Glaube.

Darum wollen wir die Wege der Glaubensboten unserer Heimat nachzeichnen. Der Leser möge die Ausführlichkeit aus den genannten Gründen entschuldigen. Die Geschichte der Vergangenheit kann ohne Blick auf die gleichzeitige Kirchengeschichte nicht gedeutet und verstanden werden.

Die Missionierung des Raumes Soest

Der schon erwähnte angelsächsische Geschichtsschreiber Beda Venerabilis (672-735), „der die Zeitrechnung nach der Geburt Christi in der Geschichtsschreibung einbürgerte“, berichtet in seiner „Kirchengeschichte“ von Missionsversuchen angelsächsischer Glaubensboten bei den Brukterern.

Die Brukterer

Dieser Volksstamm hatte zu Beginn der christlichen Zeitrechnung seinen Wohnsitz nördlich der Lippe zu beiden Seiten der Ems. Seine südlichen Nachbarn zwischen Lippe und Ruhr waren die Marsen. Beide Stämme versuchten, das Vordringen der Römer vom Rhein zur Weser aufzuhalten, und hatten an der Varusschlacht – 9 n. Chr. im „Teutoburger Wald“ – entscheidenden Anteil genommen. Um diese Schlappe wettzumachen, unternahm 14 n. Chr. der römische Feldherr Germanicus einen erneuten Feldzug gegen die Marsen. Er überfiel sie bei einem Fest, machte sie rücksichtslos nieder, zerstörte ihr Stammesheiligtum der Götter Tanfana (vielleicht die „Bruchhauser Steine“ bei Brilon?) und verwüstete das Gebiet der Marsen in einem Umkreis von rund 75 Kilometern.

Seit dieser Zeit ist ihr Name aus der Geschichte verschwunden.

In ihren Wohnraum rückten die Brukterer ein, die noch um 690 im Raum südlich der Lippe bis südwestlich vor Lippstadt wohnten. Nach Beda, der sie Boructuari nennt, waren um diese Zeit ihre Nahbarn nördlich der Lippe die ALTSACHSEN – Antiqui Saxones – Altsaxones.

Zum Wohngebiet der Brukterer gehörte auch das Gebiet um Soest bis südwestlich vor Lippstadt. Auf diesem Raum, später die Decania Susatensis genannt, ein Teil der Erzdiozöse Köln, sollen folgende Darlegungen beschränkt werden.

Der heilige Kunibert

Im zweiten Viertel des 7. Jahrhunderts sahs auf dem Bischofsstuhl zu Köln der hl. Kunibert. Er war zwischen 590 und 600 als Sohn des im Mosellande reichbegüterten und mit der fränkischen Königsfamilie verwandten Grafen KRALLO und seiner frommen Gemahlin REGINA geboren und wurde zu Metz und Trier für den Staats – und Kirchendienst ausgebildet. Am 23. September 623 wurde er zum Bischof von Köln geweiht.

Diesem Bischof Kunibert gelang es, in Soest für die Kölner Kirche einigen Grundbesitz zu erwerben und die Peterskirche – wohl ein Holzkirchlein, die Vorgängerin der heutigen Petrikirche – zu errichten.

Bei der Erforschung der Grabfelder des 4. bis 8. Jahrhunderts n. Chr. im Soester Raum hat man festgestellt, daß die gesamte älteste Schicht eines Friedhofs bei Soest nach Osten ausgerichtete Gräber enthält. Es müssen demnach schon christliche Gräber sein, die in der Zeit um 600 n. Chr. angelegt wurden. Darüber hinaus finden sich zahlreiche geostete Gräber des 7. Jahrhunderts im Lippegebiet und im südlich davon gelegenen Brukterergau. Das beweist, daß die Kunibertüberlieferung keine bloße Legende ist. Der erste Ansatz zur Christianisierung des Raumes zwischen Lippe und Ruhr von Köln mußte demnach unter Kunibert erfolgt sein.

Ob und in welchem Ausmaß Köln von Soest aus als Missionszentrale die Christianisierung der Umgegend betrieben hat, läßt sich urkundlich nicht mehr belegen. Einen gewissen Aufschluß darüber dürfte jedoch die Tatsache erbringen, daß bei der Einrichtung des Erzbistums Paderborn kurz nach 800 das Soester Gebiet (decania Susatensis) nicht diesem unmittelbar benachbarten Bistum angegliedert wurde. Es verblieb vielmehr bei dem sehr viel weiter entfernten Köln. Das war sicherlich nur deshalb möglich, weil der Erzbischof von Köln ältere Rechte beanspruchen konnte und daher als der eigentliche Missionsleiter des Soester Raumes gelten musste. Auch der Historier Hintzel meinte:

„Dafür, das hier schon vor Karl dem Großen…”

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